Women only

women only
a female graffiti documentation

Eine Ausstellung im Rahmen von eyes on, Monat der Fotografie Wien.

Ort
Space: Gumpendorfer Straße 68, 1060 Wien

Vernissage
Sa 03.11., 19-21 Uhr

Laufzeit
04.-13.11.2012

Öffnungszeiten
tägl. 18-21

Das WC ist an öffentlichen Orten ein Raum strikter Geschlechtertrennung. Hier sind Frauen unter sich und doch auch allein. Denn eine öffentlich zugängliche Toilette vereint Privatheit und Intimität mit Öffentlichkeit. Diese Verknüpfung verleitet seit der Antike dazu, Sprüche und Botschaften zu hinterlassen, Namen einzuritzen oder einfach nur zu kritzeln. rosarosa dokumentieren in ihrem Fotoprojekt Graffitis in Frauenklos von Wiener Bars, Cafés und Clubs. Dort bilden sie eine eigene Ebene der Kommunikation, die durch Anonymität und Schriftlichkeit geprägt, an den Ort und seine Materialität gebunden und nach Geschlechtern getrennt ist. 2004 fotografierten die Künstlerinnen erstmals einzelne Sprüche und konzipierten eine eigene Internetplattform, auf der sie Fotografien einstellten, die dort kommentiert werden konnten. An den fotografierten Toilettenwänden hinterließen sie Aufkleber mit der Internetadresse, sodass die virtuelle mit der realen Situation verschränkt wurde.

Damit erweiterten rosarosa den Kommunikationsprozess auf ein Medium, das ebenfalls durch die Gleichzeitigkeit von Anonymität und Öffentlichkeit geprägt ist, aber andere räumliche und zeitliche Strukturen aufweist. So rückt an die Stelle des beständigen Überschreibens und –malens an den Klowänden, das eine zeitliche und räumliche Schichtung generiert, der Hypertext mit seinen non-linearen Bezugnahmen. Im Internet wird die Ortsgebundenheit der einzelnen Botschaft aufgehoben und die physische Präsenz – auch der BetrachterInnen – durch Zugang zum Medium abgelöst. Mit dieser Intervention bildeten rosarosa eine Schnittstelle unterschiedlicher, aber in gewissen Aspekten ähnlicher Kommunikationsprozesse.

2012 fotografierten die Künstlerinnen erneut Graffitis in Frauentoiletten Wiener Lokale. Eine Auswahl von Bildern aus beiden Jahren rekontextualisiert die Sprüche und Zeichnungen nun im Format der Ausstellung. In der Anordnung der Fotografien entsteht eine neue Art von Text, der über die räumlichen Grenzen hinweg verschiedene Botschaften und Gestaltungsformen vereint. Allerdings herrschen hier andere Kommunikations- und Rezeptionsbedingungen: Statt Anonymität gibt es soziale Kontrolle, die BesucherInnen können sich in den Prozess nicht einbringen, sondern diesen lediglich betrachten. Die Bilder stellen den Kommunikationsablauf quasi still und machen Momentaufnahmen davon zu Artefakten, die ästhetischer Betrachtung anheim gestellt werden.

Text: Dr.in Renate Wöhrer
rosarosa: Martina Lehner & Sabine Potuschak, ©Fotos: www.rosarosa.at